Dass Aufgeben für sie allerdings nie eine Option war, stellt Selina gleich zu Beginn unseres Gesprächs klar: „Ich glaube immer an mein Kind. Und das hat sich gelohnt. Deshalb möchte ich anderen Mamas und Papas mit diesem Beitrag Mut machen: Wenn ihr für euer Kind kämpft, ist alles möglich.“ Gemeinsam mit ihrem Sohn lebt sie in Brandenburg, kurz vor den Toren Berlins, und hat sich für die Entbindung und anschließende Behandlung von Paul ganz bewusst für das Helios Klinikum Berlin-Buch entschieden: „Ich fühle mich hier sehr geborgen und einfach gut aufgehoben.“ Wie wichtig ein vertrauensvoller Umgang mit dem medizinischen Personal ist, bemerkte Selina bereits während ihrer Schwangerschaft. Denn aufgrund einer starken Bronchitis lag sie zum Ende des fünften Schwangerschaftsmonats an in einem Zimmer im Helios Klinikum Berlin-Buch. Die Bronchitis wiederum beeinträchtigte ihre Gebärmutter, die sich in Trichterform gebildet hatte. Dadurch drohte sich der nach einer früheren Fehlgeburt vorgenommene Muttermundverschluss zu öffnen. Die mögliche Folge: eine erneute Fehlgeburt. „Dadurch, dass ich ja Vorerfahrung hatte, habe ich gesagt, ich bewege mich keinen Zentimeter und ich mache alles im Bett. Und dann habe ich wirklich ab der 20. Schwangerschaftswoche bis zur 27½. Woche im Bett gelegen und gesagt: Das Kind nimmt mir keiner“, erzählt Selina.
Auf die Geburt folgten die Komplikationen: Pauls schwerer Start ins Leben
Am 3. April 2020 war es schließlich soweit: Paul erblickte im Helios Klinikum Berlin-Buch das Licht der Welt. Als Frühchen wurde er direkt auf die hochspezialisierte Frühchenstation, die Neonatologie verlegt. Die Neonatologie bildet in Kooperation mit dem Geburtszentrum das Perinatalzentrum Level 1 und ist auf die Pflege und medizinische Versorgung Frühgeborener und kranker Neugeborener mit ihren Eltern spezialisiert. Der Zusatz Level 1 umschreibt die maximale Versorgungskompetenz auch für sehr kleine Frühchen, die nur ein Gewicht von unter 1.500 Gramm aufweisen. Hier wurde Paul umgehend von speziell ausgebildeten Ärztinnen, Ärzten, Hebammen und speziell geschulten Pflegemitarbeitenden versorgt. Aufgrund von Atemschwierigkeiten musste Paul bereits wenige Stunden nach der Geburt zusätzlich mit Sauerstoff versorgt werden. Nach 48 Stunden verschlechterte sich sein Zustand und Paul musste schließlich maschinell beatmet werden. Eine rasch durchgeführte Ultraschalluntersuchung des Kopfes brachte die Diagnose: Eine Hirnblutung 3. Grades. „Der Kopf war voller Blut. Und Wasser war auch drin“, erinnert sich Selina und wird emotional: „Ich habe dann ein langes Gespräch mit Herrn Dr. Harps und einer Psychologin über den kritischen Zustand von Paul und die Behandlungsmöglichkeiten gehabt. Sollte sich der Zustand von Paul weiter verschlechtern, wurde sogar über die Möglichkeit einer Palliativbehandlung gesprochen.“ Dr. Egmont Harps, Leitender Oberarzt der Neonatologie, versicherte der jungen Mutter: „Das ist ein Kämpfer, der will.“ Für Selina stand schnell fest: „Paul will leben und ich will, dass er lebt.“
Paul will leben: Aus dem pflegebedürftigen Frühchen ist ein lebhafter Junge geworden
Nach den erfolgreichen Operationen kam Paul langsam zu Kräften und begann, Nahrung zu sich zu nehmen. Ein gutes Zeichen. „Nachdem wir drei Monate auf der Neonatologie verbracht hatten, habe ich dann gefragt, ob wir genau zu meinem Geburtstag nach Hause dürfen,. Uns wurde gesagt, wenn alles gut geht, dann dürfen wir“, erzählt Selina. Um zu Hause zurecht zu kommen, wurde die kleine Familie von der Björn Schulz Stiftung betreut. Pauls Mutter erinnert sich: „Wir wurden bei allem begleitet, zum Beispiel beim Beantragen vom Schwerbehindertenausweis und vom Pflegegrad. Stiftungs-Mitarbeitende kamen dann auch einmal pro Woche zu uns nach Hause und haben sich einfach angeguckt, wie ich mit ihm zurechtkomme und mir Tipps gegeben.“ Dr. Sandra Horsch, Oberärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und Fachärztin für Neonatologie im Bucher Klinikum, fügt hinzu: „Die unterstützende Arbeit solcher Stiftungen ist für Kinder wie Paul und seine Eltern sehr wichtig. Sie ist eine bedeutende Hilfe für die Eltern beim Übergang von der stationären Behandlung zur Versorgung zu Hause.
Mittlerweile ist Paul vier Jahre alt und geht aufgeweckt und lebhaft durchs Leben sowie in die Kita – trotz einiger Einschränkungen. Seine Motorik ist eingeschränkt und seine Koordination sind gestört, er hat einen Spitz-Klumpfuß und den Pflegegrad 2. Deshalb bekommt Paul Ergo- und Reittherapie und besucht einmal die Woche gemeinsam mit seiner Mutter das Helios Klinikum Berlin-Buch. Nach der Physiotherapie auf der Kinderstation bei Physiotherapeutin Ute Haroske, die Paul von Beginn an betreut und eine wichtige Bezugsperson für ihn geworden ist, schaut er sich auf der Neonatologie gemeinsam mit Dr. Harps oder Dr. Horsch am liebsten die dort liegenden Babys an. Seine Mutter sagt: „Ich bin jedes Mal sehr stolz, wenn wir wieder ins Helios Klinikum kommen, und Paul dort durch die Gänge läuft. Er hat einen starken Charakter, da muss ich schon hinterher sein. Aber nachdem, was er schon durchgemacht hat in seinem kurzen Leben, nehme ich alles, wie es kommt, und freue mich einfach darüber.“