Woran haben Sie geforscht?
Wir forschen seit über 30 Jahren zum Thema Brustkrebs. Bei Frauen mit dem besonders aggressiven Brustkrebs, einem sogenannten HER2-positiven Mammakarzinom, bleibt nach einer ersten Behandlung mit Chemotherapie und Antikörpern oft noch krankes Gewebe in der Brust und in den Lymphknoten zurück. Diese Frauen haben ein hohes Risiko, dass der Krebs wiederkommt oder sich verschlimmert. Wir wollten herausfinden, wie man die Behandlung dieser Patientinnen verbessern kann. Dabei haben wir uns auf eine spezielle Art der Therapie mit Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten konzentriert. Diese chemischen Bindungen bestehen aus einem Antikörper, an das ein toxisches Molekül gebunden ist, welches in der Lage ist Krebszellen gezielt zu zerstören. In unserer aktuellen Langzeitstudie mit dem Namen KATHERINE haben wir untersucht, ob das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat T-DM1 (Trastuzumab-Emtansin) in der Behandlung nach der Operation besser wirkt als das bisher verwendete Medikament Trastuzumab.
Was ist das Ergebnis Ihrer Studie?
Mit Hilfe der Antikörper-Wirkstoff-Konjugate lässt sich eine viel gezieltere und damit sehr wirksame Form der Therapie durchführen. In unserer Studie hat die Hälfte der Patientinnen nach der Operation das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat T-DM1 bekommen, die andere Hälfte wurde allein mit dem Antikörper Trastuzumab behandelt. Das Überleben der Patientinnen, die eine Therapie mit dem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat erhalten haben, wurde relativ um ein Drittel verbessert. Etwa zehn Jahre nach Studienbeginn sind 89,1 Prozent dieser Patientinnen am Leben. Zudem senkt die Behandlung mit dem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat das Risiko für ein Wiederauftreten der Krankheit deutlich: Mit T-DM1 waren acht Jahre nach der Behandlung 80 Prozent der Frauen ohne Krankheitsrückfall. In der Vergleichsgruppe mit Trastuzumab waren es nur 66 Prozent – 14 Prozent weniger. Es handelt sich hier um eine echte Revolution in der Brustkrebsbehandlung.
Was war die größte Herausforderung bei Ihrem Forschungsprojekt?
Bei KATHERINE handelt es sich um eine auf zehn Jahre angelegte, internationale und multizentrische Studie mit randomisierten Patientendaten, welche besonderen datenschutzrechtlichen, juristischen und regulatorischen Vorschriften unterliegt. Dies bedeutet viel organisatorischen Aufwand – für unser Forschungsteam, aber auch für die Patientinnen, die an der Studie teilnehmen. Der Einsatz hat sich ausgezahlt: Wir haben einen deutlichen und für die Patientinnen relevanten medizinischen Fortschritt in der Brustkrebsbehandlung erzielt.