Im Gespräch mit Jannick

Im Gespräch mit Jannick

Was er uns über den Pflegeberuf und seine Zukunftspläne verraten hat, kannst du hier nachlesen. Viel Spaß!

Jannick (18 Jahre, zweites Ausbildungsjahr)

Warum hast du dich für die Ausbildung entschieden?
Ich würde sagen, ich bin da eher reingestolpert. Ich hatte vor, mein Fachabi zu machen. In der FOS war ich schon angemeldet. Da ich aber jeden Tag hin und zurück jeweils fast zwei Stunden in öffentlichen Verkehrsmitteln verbracht habe, habe ich mich schnell gefragt, ob das das Richtige für mich ist. Das meinen Eltern zu erklären, war dann natürlich nicht einfach, aber sie waren sehr verständnisvoll. 
Da ich im sozialen Zweig war, hatte ich schon mal ein Pflegepraktikum absolviert, das mir auch viel Spaß gemacht hat. Da meine Mutter auch hier arbeitet, stand dann schnell der Entschluss fest, mich hier zu bewerben. Ich bin hier also gelandet, ohne genau zu wissen, worauf ich mich da eingelassen habe (lacht). 

Hast du denn deine Entscheidung irgendwann mal bereut?
Nein. Der Anfang war natürlich schwierig. Ich hatte mich zuvor ja nicht mit dem Berufsbild auseinandergesetzt. Ich wusste nicht, dass da so viel dahintersteckt und man auch viel lernen muss. Aber so habe ich auch meine wahre Leidenschaft für die Medizin entdeckt. Wenn ich mit knapp 20 ausgelernt bin, möchte ich keinen Stillstand, sondern mich weiterentwickeln. Ich habe einfach gemerkt, was ich später mal machen möchte. 

Ist es mit der Pflegeausbildung denn einfacher, einen Medizinstudienplatz zu bekommen?
Das Abi habe ich in gewisser Hinsicht ja verschlafen. Aber meine Zukunft ist mir inzwischen sehr wichtig und daher befasse ich mich mit dem Thema. Die Zugangsvoraussetzung zum Studium ohne Abitur ist eine Ausbildung im medizinischen Bereich mit drei Jahren Berufserfahrung. Die möchte ich sammeln und daneben vielleicht zusätzlich das Abitur nachholen. Da stehen meine Chancen dann einfach am besten.

Was gefällt dir denn hier im Haus besonders gut?
Die Ausbildung ist direkt um die Ecke am Haus. Das ist sehr praktisch. Auch sind unsere Dozenten teilweise Ärzte aus dem Krankenhaus. Man kennt sich also in Theorie und Praxis. Das ist schön. 

Gibt es etwas, das dir in der Ausbildung mal besonders nah gegangen ist?
Ich kann Privates und Arbeit an sich gut trennen. Das ist auch wichtig in diesem Beruf. Wenn man jeden Tod eines Patienten an sich heran lässt wie bei einem Familienmitglied, ist man hier falsch. Aber wenn man fünf sechs Tage am Stück mit demselben Patienten zu tun hat, öfter auch mal mit ihm redet, und er dann stirbt, dann denkt man auf jeden Fall länger darüber nach. 

Habt Ihr als Schüler auch Wochenend- und Nachtschichten?
In der Regel arbeitet man zwei Mal im Monat am Wochenende. Nachtdienste müssen wir maximal 14 Stück in der Ausbildung vorweisen. 

Wie kommst du denn mit der Wochenendarbeit klar als junger Mann? Da gibt es doch sicher auch andere Prioritäten als den Beruf am Wochenende.
Diesen Monat fand ich es manchmal etwas nervig, weil so gutes Wetter war und meine Kumpels dann hier oder da hingefahren sind. Aber man gewöhnt sich auch dran. Die wichtigen Sachen kann man sich immer irgendwie freihalten. Klar, ich spiele Fußball, will jeden Sonntag auf dem Platz stehen. Das muss man halt mit den Kollegen früh genug absprechen. Man kann mit den Stationsleitungen auch reden. Dass man mal aus dem Frühdienst eher gehen darf zum Beispiel. Das ist eigentlich kein Problem. 
Ein guter Punkt ist auch: Es hält einen definitiv davon ab, jede Woche feiern zu gehen. Und wenn man diesen Gedanken hat „Hey, ich will das erreichen“, dann lernt man Abstriche zu machen. Klar, man darf die Work-Life-Balance nicht vernachlässigen, nach dem vielen Lernen ist auch mal Urlaub schön. Aber wenn man etwas erreichen will, muss man auch was investieren. Das muss man immer im Hinterkopf behalten. Das, was ich in zehn oder zwanzig Jahren erreichen könnte, mit Partys aufs Spiel zu setzen, ist es mir einfach nicht wert. 

Letzte Frage: Was würdest du einem Freund sagen, der behauptet, der Pflegeberuf sei reine Frauensache?
Vor meiner Ausbildung habe ich auch nur den gängigen Ausdruck „Krankenschwester“ gekannt. Ich hatte auch nie viel mit Kliniken am Hut. Auch Männer habe ich dort nie viele gesehen. Daher wusste ich schon, dass ich einer der wenigen sein würde, der dort als Mann tätig wäre. Aber es hat auch viele Vorteile. Viele Stationen freuen sich über männliche Unterstützung, weil man natürlich kraftmäßig einfach meist im Vorteil ist. 
Auch meine Freunde haben das gut aufgenommen, wenn die hören, was ich eigentlich mache. Für viele ist ja der Grundgedanke „Hintern abwischen“. Das hört sich blöd an, ist aber so. Wenn die aber hören, was man alles lernt und wissen muss, und was man an alles draus machen kann, sehen die das komplett anders. Und wenn es dann immer noch jemanden gibt, der den Job als reinen Frauenberuf sieht, dann tut er mir leid.