Darum spielt Ernährung bei Brustkrebs eine zentrale Rolle
Ob zur Prävention, im Kampf gegen eine bestehende Brustkrebserkrankung oder nach einer erfolgreich abgeschlossenen Therapie: Die richtige Ernährung spielt eine wichtige Rolle. Bestimmte Ernährungsfaktoren können das Risiko für Brustkrebs (Mammakarzinom) steigern. Dazu zählen etwa ein zu hoher Fett-, Zucker-, und Fleischkonsum sowie industriell verarbeitete Lebensmittel bei gleichzeitig geringem Obst- und Gemüseverzehr.
„Lebensmittel, die brustkrebsförderlich sind, sollten gemieden oder zumindest bewusst reduziert werden. Dennoch kann eine einzige Ernährungstherapie weder Brustkrebs verhindern, verzögern noch heilen“, sagt Anett Behrendt, Ernährungsberaterin im Helios Hanseklinikum Stralsund. Denn während sich Risikofaktoren wie die genetische Disposition nicht beeinflussen lassen, kann man auf äußere Risikofaktoren wie die Ernährung bewusst Einfluss nehmen.
Brustkrebs durch Ernährung vorbeugen
Zur Senkung des individuellen Risikos sollte die Ernährung ausgewogen sein. Eine optimale Ernährung beinhaltet die komplette Versorgung des Körpers mit Energie, Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen. Dabei gilt für Brustkrebspatientinnen was auch für gesunde Frauen gilt: abwechslungsreiche Kost, die viele Ballaststoffe, frisches Obst, Gemüse, Salate, Molkereiprodukte und leicht verdauliche Fleischsorten enthält. Vor allem Lebensmittel mit überwiegendem Kohlenhydratanteil und Ballaststoffen, mageres Fleisch und Fisch sind auf dem Speiseplan zu bevorzugen. Vollkornbrote sollten Weiß- und Graubroten vorgezogen werden.
Wichtig ist, dass kein Lebensmittel allein Brustkrebs vorbeugen kann. Es zählt die gesunde und ausgewogene Ernährung im Ganzen. Dennoch: „Krebs kann jeden treffen. Selbst wer sich ausgewogen ernährt, viel Sport macht und einen gesunden Lebensstil pflegt, kann erkranken“, erklärt Behrendt.
Diese Lebensmittel machen eine gesunde Ernährung aus
Folgendes sollte öfters auf dem Teller landen:
- fettreicher Fisch wie Lachs, Sardelle, Hering, Makrele, Thunfisch
- Grünkohl
- Spinat
- Brokkoli
- Kürbis
- Süßkartoffeln
- Tomaten
- Bohnen
- Sojaprodukte
- Gemüse und Obst
- Vollkornprodukte
- Walnüsse
- Leinsamen
- Lein- und Rapsöl
Diese Lebensmittel steigern das Brustkrebsrisiko
Einige Lebensmittel können das Risiko für eine Brustkrebserkrankung erhöhen. Diese zählen dazu:
Stark verarbeitete Nahrungsmittel:
Der Konsum von stark verarbeiteten Nahrungsmitteln (beispielsweise Fertiggerichte, Tiefkühlpizza, Softdrinks, Wurstwaren) steigert allgemein das Risiko für eine Krebserkrankung – auch für Brustkrebs. Dies gilt insbesondere für den postmenopausalen Brustkrebs, also Brustkrebs nach den Wechseljahren.
Fleisch
Maximal zwei- bis dreimal pro Woche kann Fleisch auf dem Speiseplan stehen. Wurst sogar noch seltener. Die gesättigten Fettsäuren erhöhen das Risiko. Bei der Wahl des Fleisches sollte zudem auf rotes Fleisch verzichtet werden.
Zucker
Zwar steigert Zucker nicht per se das Risiko an Krebs zu erkranken, dennoch ist er indirekt an vielen Erkrankungen beteiligt und führt zu Übergewicht. Dieses stellt den drittgrößten Risikofaktor für Krebs dar.
Alkohol
Je mehr davon getrunken wird, desto schädlicher ist es. Die Art des Alkohols ist dabei nicht relevant. Trinkt eine Frau mehr als ein Glas pro Tag, erhöht sich nicht nur das Risiko für Krebs in der Brust, sondern auch für Mundhöhlen-, Speiseröhren- und Leberkrebs.
Mit der richtigen Ernährung den Genesungsprozess unterstützen
Auch während der Brustkrebstherapie ist es wichtig, sich optimal zu ernähren. Die Ernährung ist eine Grundlage für die Behandlung und kann den Verlauf der Krankheit positiv beeinflussen. Zudem kann sie die Heilungschancen und das persönliche Wohlbefinden verbessern und auch zu mehr Lebensqualität beitragen.
Ernährung während der Brustkrebstherapie
Die Ernährungsberaterin Anett Behrendt empfiehlt regelmäßige Mahlzeiten, die jeweils mindestens 30 Gramm Ballaststoffe aus Vollkorngetreideprodukten enthalten sollten, drei Handvoll Gemüse sowie zwei Handvoll frisches Obst. Saisonales Obst und Gemüse sind hier zu bevorzugen. Zudem sollten täglich naturbelassene Milchprodukte auf dem Speisenplan stehen und hochwertige Öle bewusst eingebaut werden. Zweimal pro Woche sollte Seefisch auf den Teller kommen.
Auf schwerverdauliche Lebensmittel und große Portionen sollten Patientinnen verzichten. Besser sind kleinere, über den Tag verteilte Mahlzeiten, die den Körper nicht zusätzlich belasten. Fleisch und Wurst sowie übermäßiger Zucker sollten nur in Maßen gegessen werden. Wichtig ist ebenfalls eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von 1,5 bis 2,5 Liter pro Tag über ungesüßte Getränke wie Wasser und Tee. Wer sich täglich ausreichend bewegt, rundet das Ganze ab.
Gut verträgliche Lebensmittel während einer Brustkrebs-Therapie
- Kartoffeln und Reis
- Nudeln
- Schrotbrot
- Joghurt und Quark
- Nüssen und Samen
- Keimlinge
- fettarmes Fleisch und magere Wurstwaren
- Seefisch
- frisches Obst
- leicht verträgliches Gemüse (Möhren, Brokkoli, Kohlrabi, Blumenkohl, Spinat, Mangold, Kürbis, Zucchini, Rote Bete, Feldsalat/Chicoree, ...)
Schlecht verträgliche Lebensmittel während einer Brustkrebs-Therapie
- unreifes und saures Obst
- fette und frittierte Speisen
- blähendes Gemüse (wie Bohnen, Erbsen, Linsen)
- stark gewürzte und geräucherte Lebensmittel
- süße und fette Backwaren
- zu kalte und zu heiße Speisen
- Alkohol
Ernährung bei einer Strahlentherapie und Chemotherapie
Sowohl eine Chemo- als auch eine Strahlentherapie sind für den Körper sehr kräftezehrend. Daher ist es wichtig, dass das Verdauungssystem der Patientin nicht noch zusätzlich belastet wird. Während der Behandlungszyklen ist leichte Kost die optimale Wahl. Die Lebensmittel sollten leicht verdaulich sein. Außerdem sollten keine stark gewürzten oder fetthaltigen Speisen gegessen werden.
Vegan oder vegetarisch ernähren während einer Brustkrebserkrankung?
Bei Veganerinnen und Vegetarierinnen kann über das Blutbild festgestellt werden, ob wichtige Nährstoffe, wie Calcium, Magnesium, Kalium oder Eisen fehlen. Mögliche Mängel müssen bestimmt und ausgeglichen werden. Ernährungsexpert:innen wie Frau Behrendt prüfen, welche Alternativen es über die Ernährung gibt, um Defizite auszugleichen. Wenn Patientinnen von möglichen Alternativen übel wird oder sie diese nicht essen möchten, können Nahrungsergänzungsmittel oder Vitaminspritzen verabreicht werden. Im Vordergrund steht auch hier, dass der Körper optimal versorgt ist.
Abnehmen mit Diäten während einer Brustkrebserkrankung?
Brustkrebs zählt zu den Tumorarten, die den Energiestoffwechsel meist wenig verändern. Solange die Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt wird, beeinträchtigt der Tumor weder das Gewicht noch den Stoffwechsel. Das rät Anett Behrendt: „Patientinnen sollten ein normales Körpergewicht mit einer ausgewogenen Ernährung anstreben. Unter einer laufenden Chemotherapie sollten sie jedoch keine Diät machen, da es sonst zu einem Mangel an Nähr- und Mineralstoffen kommen kann.“
Viele Frauen haben nach der Diagnose Brustkrebs mit Übergewicht zu kämpfen. Die genauen Gründe sind noch nicht ausreichend erforscht. Eine mögliche Ursache könnte Übergewicht vor der Erkrankung sein. Eine andere Vermutung ist, dass es einen Zusammenhang mit bestimmten Therapieformen gibt. Übergewicht führt bei den Patientinnen dazu, dass sie sich nach der ersten Krebsbehandlung häufiger und länger erschöpft fühlen als normalgewichtige Patientinnen. Bei adipösen Patientinnen ist zudem die Brustoperation erschwert. Ebenso steigt bei einigen Chemotherapien das Risiko für Nebenwirkungen, die das Herz beeinflussen.
Behrendt empfiehlt einen gesunden Lebensstil, aber keine Diät. So schließen sich Sport und Brustkrebs nicht aus. Vielmehr hat Sport einen positiven Einfluss auf den Genesungsverlauf während der Behandlung. Bereits ein Trainingsumfang von insgesamt 180 Minuten pro Woche reicht aus. Sport ist gut für Körper und Geist gleichermaßen. Die Patientinnen fühlen sich leistungsfähiger und regen ihren Stoffwechsel an, was die Gewichtsabnahme automatisch erleichtert. Zudem steigert sich das Selbstwertgefühl und sie schlafen besser.
Ernährungstipps bei Beschwerden während der Brustkrebserkrankung
Während einer Brustkrebserkrankung kann es auch zu Beschwerden wie Übelkeit oder Müdigkeit kommen. Auch dann sollte weiterhin auf die optimale Versorgung mit Nährstoffen geachtet werden. Die Expertin hat Tipps und kennt einige Hausmittel mit denen sich die Beschwerden eindämmen lassen.
- Appetitlosigkeit: Pepsinwein, klare Brühe, Bitterstoffe, Ingwer, Zimt, Zitrusfrüchte, frisches Obstmus, Joghurt und Quark
- Durchfall: Möhrenpüree, Reis und Haferflocken/Flohsamen mit lauwarmem Wasser, frisch geriebener Apfel, Salzgebäck, Schwarztee, Kakaopulver, Heilerde, Salbei, Kamille, Heidelbeeren
- Übelkeit: verschiedene Teesorten wie Kamille, Pfefferminz, Lindenblüten, Ingwer, Melisse, Kümmel-Anis-Fenchel, Baldrian sowie Zwieback und Salzgebäck
- ·Obstipation (Verstopfung): fermentierte Milchprodukte, frisches Obst, Ballaststoffanteil (mindestens 30 Gramm pro Tag), Flohsamen/geschrotete Leinsamen, Sauerkrautsaft
- Müdigkeit: Zitrusfrüchte, Ingwer, Obst/frisches Obstmus, Nüsse/Samen, Avocado, Bewegung an der frischen Lust, Wechselduschen
Was tun bei einem Gewichtsverlust?
Bei einem etwaigen Gewichtsverlust kann die zusätzliche tägliche Gabe von spezieller Trinknahrung nötig sein. Diese liefert fehlende Energie und enthält wichtige Vitamine, Mineralien und Spurenelemente.
Sollte während der Therapie keine orale Nahrungsaufnahme möglich sein, erfolgt die Versorgung über eine Port-Anlage (Nährstoffe werden in die Blutbahn verabreicht) oder eine PEG-Anlage (Ernährungssonde wird durch die Bauchdecke direkt in den Magen gelegt). Die täglichen Rationen sind individuell auf die Patientin abgestimmt – auf mögliche Unverträglichkeiten wird geachtet.
Krebsdiäten bei Brustkrebs?
„Spezielle Diäten, mit denen sich Krebs oder konkret Brustkrebs heilen lässt, gibt es nicht. Die sogenannten Krebsdiäten haben keine nachgewiesene heilende Wirkung“, erklärt Behrendt. Häufig führen Krebsdiäten zu einer Mangelernährung, da keine ausreichende, bedarfsdeckende Versorgung mit Energie und Nährstoffen gewährleistet ist. Das kann gerade während der Behandlung eine zusätzliche Belastung für die Patientin darstellen. „Ein Tumor kann durch Fasten auch nicht ausgehungert werden, wie es einige Krebsdiäten versprechen“, ergänzt die Expertin. Krebsdiäten schwächen den Körper der Patientin zusätzlich und wecken falsche Hoffnungen. Wer seine Genesung unterstützen möchte, sollte sich ausgewogen und abwechslungsreich ernähren.
Ernährung nach Brustkrebs: Darauf sollten Sie in der Nachsorge achten
Nach einer erfolgreichen Therapie sollten sich Betroffene weiterhin bewusst ernähren. Hier gelten die gleichen Empfehlungen wie für die krebsvorbeugende Ernährung. Die Ernährungsberaterin rät nach der Brustkrebstherapie zu einer Ernährung, die reich an frischem Gemüse, Obst und Vollkornprodukten sowie einem mäßigen Fleisch- und Fettkonsum ist. Auf Alkohol und Zigaretten sollte verzichtet werden. „Wer übergewichtig ist, sollte zudem versuchen, das Gewicht zu reduzieren“, empfiehlt Behrendt. Auch Auszeiten spielen eine wichtige Rolle. „Ein kleines Nickerchen zwischendurch, das bewusste Genießen der Lieblingsspeisen, ein wohltuendes Bad oder eine angenehme Massage sind eine willkommene Abwechslung und Balsam für die Seele“, sagt Behrendt.