Fakten und Häufigkeit von Blinddarmkrebs
Das Appendixkarzinom ist eine seltene bösartige Neubildung (Neoplasie) von Körpergewebe des Wurmfortsatzes (Appendix veriformis).
Männer sind häufiger von einem Tumor des Wurmfortsatzes betroffen als Frauen. Häufig tritt die Krebserkrankung in der sechsten und siebten Lebensdekade auf. Pro Jahr gibt es schätzungsweise 0,2 Erkrankungen auf 100.000 Einwohner.
Bei allen Patientinnen und Patienten, bei denen der Appendix entfernt wurde, lässt sich bei 0,1 bis 0,2 Prozent der entnommenen Gewebeproben in der feingeweblichen Untersuchung eine Neoplasie nachweisen.
Der Blinddarm: kurz erklärt
Der Blinddarm (Zökum) ist ein Abschnitt des Dickdarms. Er befindet sich im rechten Unterbauch. Am Ende des Blinddarms ist der sogenannte Wurmfortsatz (Appendix vermiformis). Dieser ist etwa acht Zentimeter lang und hat einen Durchmesser von sechs bis acht Millimeter.
Die häufigste Erkrankung des Blinddarms ist eine Entzündung des Wurmfortsatzes, die Appendizitis. In den meisten Fällen kommt es zur Operation und zur chirurgischen Entfernung (Appendektomie).
Was sind Ursachen und Risikofaktoren für Blinddarmkrebs?
In sehr seltenen Fällen entarten die Zellen des Appendix und es können sich bösartige Tumore bilden. Häufig handelt es sich um einen Zufallsbefund.
Eine US-Studie fand 2022 Hinweise auf eine erbliche Komponente. Somit haben Familienmitglieder von Blinddarmkrebserkrankten ein erhöhtes Erkrankungsrisiko.
Weitere Risikofaktoren konnten bisher nicht identifiziert werden.
Welche Symptome verursachen Tumore im Blinddarm?
Oft verläuft die Blinddarmkrebserkrankung zunächst symptomlos. Erst wenn der Tumor größer wird, kann es zu Beschwerden kommen. Die Symptome entsprechen denen einer Blinddarmentzündung:
- Übelkeit
- Schmerzen im rechten Unterbauch
- Unwohlsein
- Fieber
Ein Symptom der Sonderform des Appendixkarzinoms, dem Pseudomyxoma pertonei (PMP), kann die Zunahme des Bauchumfanges sein. Bei dieser Form zerstört der Tumor die Appendixwand, wodurch sich die Krebszellen im Bauchraum verteilen. Die Zellen produzieren eine schleimige Masse, die Verklebungen im Bauchraum verursacht.
Bei einem neuroendokrinen Tumor (NET) können Symptome wie Durchfall, Bauchkrämpfe und plötzliche, rote Verfärbungen der Haut mit Hitzewallungen auftreten.
Wie wird Blinddarmkrebs diagnostiziert?
Da die Erkrankung keine Frühsymptome verursacht, ist es oft nicht einfach im Vorfeld die Diagnose Blinddarmkrebs zu stellen. Meist erfolgt eine Vorstellung in der hausärztlichen Praxis, der gastroenterologischen Praxis oder der Notaufnahme wegen des Verdachts auf eine Blinddarmentzündung.
Im Rahmen der Blinddarmentfernung sowie der Entnahme einer Gewebeprobe, die feingeweblich unter dem Mikroskopuntersucht wird, kann in seltenen Fällen die Diagnose Appendixkrebs gestellt werden.
Mit diesem Zufallsbefund werden weitere diagnostische Verfahren veranlasst. Dazu zählen eine Computertomographie (CT) und eine Darmspiegelung. Ebenfalls erfolgt die Bestimmung der Tumormarker CEA, CA 19-9 sowie CA 125 im Labor. Tumormarker sind Stoffe, die vermehrt von Tumorzellen gebildet werden und deswegen durch Laboruntersuchungen im Blut von Betroffenen nachweisbar sind.
Therapie und Behandlung von Blinddarmkrebs
In den meisten Fällen ist die bereits durchgeführte Blinddarmentfernung (Appendektomie) ausreichend. Ein Eingriff, der per Schlüssellochtechnik (Laparoskopie) durchgeführt wird.
Ist der Tumor größer als ein Zentimeter und besitzt keinen freien Abgrenzungsrand, kann ein Folgeeingriff notwendig sein. Bei diesem wird ein Teil vom Dickdarm (Hemikoletomie) chirurgisch entfernt. Ein Stoma, also ein künstlicher Darmausgang ist bei der Operation in den seltensten Fällen notwendig. Der Eingriff erfolgt ebenfalls laparoskopisch.
Ein Sonderfall ist das Pseudomyxoma peritonei, welches bereits vor der ersten Operation bekannt ist. In dafür spezialisierten Zentren wird zunächst möglichst viel Tumormasse aus dem Bauchraum entfernt. Noch während der Operation wird die Bauchhöhle mit einer erwärmten Chemotherapie-Lösung (HiPac) gespült, um die verbliebenen Tumorzellen zu behandeln.
Jeden Befund besprechen Expertinnen und Experten verschiedener Disziplinen im Tumorboard. Dort können sie die individuell passende und zielführendste Therapieoption und Nachsorgestrategie diskutieren und aussprechen.
Prognose und Heilungschancen
In Abhängigkeit vom Tumorstadium wird eine Fünf-Jahresüberlebensrate von 55 Prozent angegeben. Das heißt, fünf Jahre nach der Therapie leben noch 55 Prozent der behandelten Menschen.
Nachsorge und Reha
Nach der vollständigen Entfernung des Tumors wird eine Magenspiegelung sowie eine Darmspiegelung (Koloskopie) durchgeführt. Patientinnen und Patienten steht nach einer Blinddarmkrebsbehandlung eine Anschlussheilbehandlung zu. Sie dauert in der Regel drei Wochen und muss spätestens 14 Tage nach dem Therapieende beginnen.
Im Rahmen der Blinddarmkrebs-Nachsorgen wird sechs Monate nach dem Eingriff ein Nachsorgegespräch sowie eine erneute Bildgebung mittels CT und Magnetresonanztomographie (MRT) angestrebt. Zusätzlich dazu erfolgt eine Blutuntersuchung zur Bestimmung der Tumormarker.
Die S3-Leitlinie Onkologie sieht vor, dass lokal begrenzte Tumore bis zum fünften Jahr nach Entfernung alle sechs Monate und fortgeschrittene Erkrankungen bis zum zehnten Jahr nachversorgt werden.