1. Was passiert beim ersten Termin in der Klinik?
Ihre Ärzt:innen, die bei Ihnen eine behandlungsbedürftige Erkrankung diagnostiziert haben, haben häufig schon mit uns Kontakt aufgenommen und Informationen mitgeteilt. Bei Patient:innen mit Krebs sind oft schon alle Befunde im Kreis verschiedener Expert:innen besprochen und eine Behandlungsempfehlung festgelegt worden. Dies erfolgt in der Regel im Rahmen von Tumorkonferenzen, an denen alle wichtigen Fachbereiche wöchentlich teilnehmen.
Der erste Termin bei uns dient meistens nur zur Beratung und körperlichen Untersuchung. Wir wollen uns ein möglichst gutes Bild von Ihnen, Ihren Erwartungen an uns und Ihrer Krankheitssituation machen. Ganz nach dem Motto: „Man behandelt keine Krankheiten, sondern Menschen“.
Manchmal sind noch weitere Untersuchungen nötig, um die genaue Art der Bestrahlung festlegen zu können. Wir besprechen dann alle Befunde und die geplante Behandlung mit Ihnen. Bitte fragen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstanden haben. Wir möchten, dass Sie gut informiert sind, alles verstehen und „mittragen“ können, was wir Ihnen empfehlen.
Bringen Sie zu diesem Termin auch gerne nahe Angehörige mit. Es gilt aber immer: Ob und wieviel Ihre Angehörigen mithören und erfahren, entscheiden Sie.
2. Wie läuft die Strahlenbehandlung ab und merke ich etwas?
Meistens wird die Strahlentherapie ambulant durchgeführt, mit Terminen einmal täglich an allen Werktagen. Vor der eigentlichen Strahlentherapie sind noch ein bis zwei Termine zur Vorbereitung (Bestrahlungsplanung) nötig. Die Bestrahlungen selbst gehen schnell, pro Tag etwa 15 bis 30 Minuten, davon etwa ein bis zwei Minuten echte Bestrahlungszeit.
Von der Bestrahlung selbst merken Sie nichts (wie bei einer Röntgenuntersuchung), es wird nichts warm, es tut nichts weh. Sie brauchen daher keine Angst zu haben.
3. Erfolgt die Strahlentherapie von außen?
Das Standardverfahren ist eine Bestrahlung von außen mit einem Linearbeschleuniger. Die sogenannte perkutane Strahlentherapie – mehr als 95 Prozent aller Patienten werden damit behandelt. Andere Verfahren, die je nach Erkrankungssituation sinnvoll sind, sind die Brachytherapie („Bestrahlung von innen“) oder die stereotaktische Strahlentherapie (auch Radiochirurgie oder Hochpräzisionsbestrahlung genannt).
4. Wie lange dauert die Strahlentherapie?
Das hängt sehr davon ab, welche Erkrankung vorliegt und welche Art von Bestrahlung wir durchführen müssen. Es gibt sehr kurze Therapiekonzepte mit ein bis fünf Bestrahlungssitzungen, zum Beispiel bei der stereotaktischen Bestrahlung, sowie Konzepte über drei bis vier Wochen (15 bis 20 Bestrahlungen) oder auch bis zu acht Wochen.
Die Anzahl der Bestrahlungen wird sehr genau berechnet und muss viele verschiedene Parameter berücksichtigen, um einerseits eine bestmögliche Wirksamkeit, andererseits eine optimale Schonung des gesunden Gewebes zu gewährleisten. In manchen Fällen kann die Dauer der Bestrahlung im Gespräch mit Ihnen und nach entsprechender Erläuterung von Vor- und Nachteilen auch in gewissen Grenzen variiert werden.
5. Was gibt es während der Strahlentherapie zu beachten?
Die normale Strahlenbehandlung soll Ihren Alltag nicht oder möglichst wenig beeinträchtigen. Es gibt keine Einschränkungen oder „Verbote“. Sie sollen auch während der Strahlentherapie das tun, was Ihnen guttut. Bewegung an der frischen Luft ist immer gut. Wenn Sie aber zum Beispiel intensiveren Sport während der Bestrahlung treiben möchten, sprechen Sie vorher bitte mit uns.
Sie dürfen selbstverständlich duschen. Die Hautmarkierungen, die Sie bei der Bestrahlungsplanung erhalten, werden mit einem durchsichtigen Duschpflaster abgeklebt, so dass sie beim Duschen und Waschen nicht verschwinden. Sollte eine Markierung oder ein Pflaster sich lösen, zum Beispiel am Wochenende, etwa, weil man viel schwitzt, dann wird dies unsererseits erneuert. Da die Positionierung auf dem Bestrahlungstisch mittels „Bildführung“ erfolgt, ist dies kein Problem. Normale Körperpflege ist also gut möglich.
6. Ist man während der Behandlung fahrtüchtig?
In der Regel ja. Einschränkungen der Fahrtüchtigkeit bestehen aber bei Bestrahlungen des Gehirns (in diesen Fällen dürfen Sie nicht selbst fahren) und wenn bestimmte Medikamente eingenommen werden. Unabhängig davon kann aber manchmal Müdigkeit auftreten, als Folge der Erkrankung und/oder der Behandlung. Dann ist es aus ärztlicher Sicht nicht sinnvoll, dass Sie selbst Auto fahren.
Die Fahrtkosten zur Therapie werden im Regelfall von den Krankenkassen erstattet – eine entsprechende Bescheinigung (Kostenübernahmebestätigung der Krankenkasse) erhalten Sie von unserem Ambulanzpersonal. Auf dieser muss Ihre Kasse vor Beginn der Therapie die Übernahme der Fahrtkosten bescheinigen.
7. Wechselwirkungen mit eigenen Medikamenten?
Die meisten Medikamente vertragen sich mit der Bestrahlung problemlos. Ihre Medikamente (zum Beispiel bei Bluthochdruck oder Herzkrankheiten) sollten Sie daher unverändert einnehmen. Wir werden dies auch im Erstgespräch mit Ihnen ansprechen. Sinnvoll ist, wenn Sie uns beim Erstgespräch Ihren Medikamentenplan einmal zeigen. Spezielle Medikamente sind wegen der Bestrahlungen meistens nicht erforderlich (manchmal aber wegen gleichzeitiger Chemotherapie).
Bitte informieren Sie uns aber über parallel durchgeführte Behandlungen (zum Beispiel Physiotherapie oder Lymphdrainagen) und auch über neue Medikamente, die Ihnen verordnet werden.
8. Gibt es Nebenwirkungen und Risiken?
Ja, die gibt es. Je nach zu bestrahlender Körperregion kann es Nebenwirkungen im Verlauf der Behandlung geben, die wir mit Ihnen vorher besprechen. Am Ende der eventuell mehrwöchigen Bestrahlung (oder bis einige Tage danach) können beispielsweise vorübergehende Reaktionen an Haut und Schleimhäuten auftreten, sofern diese zur bestrahlenden Region dazugehören. Diese Reaktionen sind aber meist milde und harmlos und klingen spontan innerhalb von zwei bis drei Wochen nach Ende der Bestrahlung ab.
Wenn Nebenwirkungen auftreten, dann nicht plötzlich, sondern eher langsam beginnend. So haben Sie immer die Möglichkeit, und diese sollten Sie auch bitte wahrnehmen, uns direkt anzusprechen. Wir besprechen dann mit Ihnen, ob eine spezielle Maßnahme notwendig ist, etwa das Auftragen einer Hautlotion.
Langzeitfolgen der Behandlung sind sehr selten. Objektiv gilt: Von den in der Krebsbehandlung eingesetzten Verfahren ist die Strahlentherapie eine der risikoärmsten Therapien. Eine Bestrahlung ist auch bei älteren Patient:innen mit Begleiterkrankungen möglich, die eine Operation oder Chemotherapie gar nicht mehr vertragen würden. Die meisten Patient:innen vertragen die Strahlentherapie gut.
9. Wird man radioaktiv belastet?
Nein. Die Bestrahlung, die wir durchführen, ist nur örtlich wirksam. Radioaktivität im Körper entsteht nicht – der Körper ist strahlungsfrei. Sie können Angehörige (etwa Partner:in, Kind, Enkelkind) also auch während der Strahlenbehandlung bei uns ohne Sorgen in den Arm nehmen.
10. Welche Behandlungsmethoden gibt es?
Sie finden, wenn Sie im Internet schauen, mittlerweile eine Reihe von Begriffen im Zusammenhang mit der Strahlentherapie, die Sie vielleicht verwirren. Wir empfehlen daher immer, „nicht zu viel“ im Internet zu suchen, sondern uns im direkten Gespräch zu fragen. Neben der als Standard-Strahlentherapie anzusehenden 3D-Konformationsbestrahlung führen wir je nach Krankheitsbild routinemäßig die sogenannte intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT) durch, wenn sinnvoll in Rapid Arc- beziehungsweise VMAT-Technik.
Wir sind zusätzlich spezialisiert auf Hochpräzisionsbestrahlungen (Stereotaktische Bestrahlung oder Radiochirurgie) oder besonders aufwändige Strahlenbehandlungen wie Atem-Gating-Techniken: zum Beispiel Strahlentherapie in kontrolliertem Atemstillstand, die man bei linksseitigem Brustkrebs zur Senkung der Strahlendosis am Herzen einsetzt.
Auch Brachytherapie (Kontaktbestrahlung „von innen“, etwa bei Gebärmutterkrebs) bieten wir an. Bei Bestrahlungen im Bereich der Lunge, zum Beispiel bei stereotaktischen Bestrahlungen kann eine 4D-Bestrahlungsplanung weitere Vorteile bringen und wird unsererseits angeboten.
Im Falle von oberflächlichen Hauttumoren steht die Orthovoltbestrahlung am Röntgen-Oberflächentherapiegerät oder die Strahlentherapie mit Elektronen des Linearbeschleunigers zur Verfügung. Welche Technik für Sie optimal ist, wird immer individuell entschieden.
Die intraoperative Strahlentherapie (IORT) bieten wir im Rahmen der Behandlung des Mammakarzinoms in enger Zusammenarbeit mit unserer Frauenklinik/Senologie an. Weiter bieten wir die IORT auch im Rahmen der Behandlung von Rezidivtumoren an, wenn es im Beckenbereich zu einem Rückfall der Erkrankung (zum Beispiel nach Rektum- oder Gebärmutterhalskarzinom) gekommen und eine erneute Operation geplant ist. Hier erfolgt dann eine enge Absprache und Zusammenarbeit mit den Chirurg:innen oder Gynäkolog:innen.
Auch für Kombinationsbehandlungen, das heißt Strahlentherapie in Kombination mit Chemotherapie, sind wir gut ausgestattet.