Eine Indikation zur Impfung besteht beim Aufenthalt auf Grünflächen, insbesondere in Risikogebieten in denen Zecken FSME übertragen können.
Der FSME-Gürtel zieht sich von Europa bis nach Asien. In Deutschland zählen zu den Risikogebieten vor allem Bayern, Baden-Württemberg und Teile Sachsens, Thüringens und Hessen. Mittlerweile sind auch Gebiete in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen betroffen.
Zu den europäischen Risikogebieten zählen unter anderem Österreich, Tschechien, Schweiz, Polen, die Balkanländer, Ukraine, Schweden, Norwegen und Finnland.
Grundsätzlich kann man sich das ganze Jahr impfen lassen. Es gibt keinen speziellen Zeitpunkt zu dem geimpft werden sollte. Allerdings ist es sinnvoll im Winter mit der Impfung zu beginnen, sodass man zur Zeckensaison bereits ausreichenden Schutz hat, da dieser erst zwei Wochen nach der zweiten Teilimpfung eintritt. Danach ist es wichtig, die Grundimmunisierung, die aus drei Impfungen besteht, immer wieder aufzufrischen. Die Wirksamkeit der Impfung liegt bei mehr als 95 Prozent.
Für den Menschen sind bisher zwei relevante Erkrankungen bekannt, die von Zecken übertragen werden. Dies sind FSME und Borreliose.
Bei FSME handelt es sich um eine viral bedingte Infektionskrankheit, die beim Zeckenstich auf den Menschen übertragen wird. In erster Linie sind das zentrale Nervensystem, und die Hirnhäute betroffen. Das tückische an der Erkrankung ist, dass es keine ursächliche Therapie gibt. Die Infektion verläuft in zwei Phasen, Zunächst kommt es zu grippeähnlichen Symptomen, worauf neurologische Ausfälle, Sprach-und Schluckstörungen bis hin zu Lähmungen folgen können.
Bei der Borreliose, die ebenfalls durch den Zeckenstich übertragen wird, handelt es sich um eine durch Bakterien hervorgerufene Infektionskrankheit. Die Krankheit betrifft verschiedenste Organsysteme, wie die Haut, das Nervensystem oder auch die Gelenke. Das tückische an der Infektion ist, dass der Ausbruch verzögert verläuft und häufig die Anfangssymptome an der Haut übersehen werden. Da es keine Impfung gibt, ist die Beratung die wichtigste Schutzmaßnahme. Hinzu kommt das richtige Verhalten nach einem Zeckenstich.
Wenn Sie eine Zecke entdecken, sollten Sie diese sorgfältig entfernen und die Einstichstelle beobachten. Nach einer Übertragung mit Borreliose machen sich Veränderungen an der Einstichstelle bemerkbar und die sogenannte Wanderröte tritt auf. Dann sollten Sie Ihre hausärztliche Praxis aufsuchen, sodass eine frühzeitige antibiotische Behandlung starten kann.
Alle Arbeitnehmer:innen, die sich im Grünen aufhalten sind dem Risiko eines Zeckenstiches ausgesetzt sind. Dies betrifft in erster Linie Gärtner:innen, Forstbeschäftigte, Wanderschäfer:innen, Berufsjäger:innen sowie alle Arbeiter:innen in Landwirtschaft.
Personen, die aus beruflichen Gründen häufig ins Ausland in den FSME-Gürtel reisen müssen, haben ein erhöhtes Risiko und sollten sich impfen lassen. Hierzu gehören beispielsweise Biolog:innen, Ingenieur:innen oder auch Mitarbeiter:innen der Bundeswehr, wenn Tätigkeiten im Grünen durchgeführt werden.
Grundsätzlich haben Arbeitgeber:innen die gesetzliche Verpflichtung Mitarbeiter:innen die arbeitsmedizinische Vorsorge nach Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (kurz: ArbMedVV anzubieten.
Aus dieser Vorsorge, die bei Arbeitnehmer:innen durchgeführt wird, kann ein Impfangebot entstehen. Die Kosten für die Impfung und Vorsorge tragen dabei Arbeitgeber:innen.
- Repellenzien: Dies sind Wirkstoffe, die Insekten fernhalten. Sie sind sehr wirksam, verlieren jedoch nach etwa vier Stunden ihre Wirksamkeit, weshalb sie dann erneut aufgetragen werden müssen.
- Schützende Arbeitskleidung: Diese muss angeboten werden. Hierzu gehören feste, hohe Schuhe, lange Hosen sowie Kleidung mit Ärmeln und Bündchen, sodass die Zecken nicht unter die Kleidung kriechen können.
Innerhalb der Vorsorgeuntersuchung- und Beratung kläre ich immer über FSME und Borreliose auf. Zudem erkundige ich mich nach dem Impfstatus.
Es ist mir wichtig, darüber aufzuklären, was bei einem Zeckenstich passieren kann, wie hoch das individuelle Risiko ist und wie man sich nach einem Zeckenstich verhalten sollte. Im Falle eines beruflich erworbenen Zeckenstiches ist eine Unfallanzeige zu erstatten. Falls eine beruflich erworbene Infektion daraus entsteht, ist eine Verdachtsanzeige auf Berufserkrankung zu stellen.
Dr. med. Karin Stang ist Fachärztin für Arbeitsmedizin und Ärztliche Leiterin bei der Helios Arbeitsmedizin in Essen. Zu Ihren Aufgaben gehört die arbeitsmedizinische Vorsorge, innerhalb der Sie Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen über Prävention und Schutzmaßnahmen aufklärt und berät.