Was versteht man unter „Betrieblichen psychologischen Ersthelfenden“ (BpE)?
Betriebliche psychologische Ersthelfende (BpE) sind speziell ausgebildete Mitarbeitende, die nach psychische Extremerlebnisse im Unternehmen schnelle Unterstützung für betroffene Personen leisten. Ihre Hauptaufgabe ist es, betroffenen Mitarbeitenden in akuten Krisen mit sogenannten Auffanggesprächen zu helfen. Dies kann nach Unfällen mit Personenschäden, Bedrohungen oder sogar Todesfällen der Fall sein. Die BpE agieren als kollegiale Helfer:innen, sind im Krisenfall sofort verfügbar und kennen sich gut mit den spezifischen Strukturen des Unternehmens aus. Sie bieten keine professionelle psychologische Beratung, sondern sind erste Ansprechpartner:innen und Lots:innen, die den Betroffenen eine erste mentale Stabilisierung ermöglichen und sie gegebenenfalls an professionelle psychologische oder ärztliche Hilfe weitervermitteln.
Was hat dich dazu motiviert, diese Ausbildung zu leiten bzw. zu entwickeln?
Es gibt einen großen Bedarf an psychosozialer Entlastung nach Extremereignissen, was auch immer häufiger ein Thema in der Arbeits- und Organisationspsychologie sowie in der Arbeitsmedizin ist. Besonders wichtig ist dabei die soziale Unterstützung, da diese die psychische Entlastung fördert und dabei hilft, Folgeerscheinungen (z.B. Arbeitsunfähigkeit oder Entwicklung von psychischen Störungen) zu vermeiden. Zudem hat die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden eine hohe Relevanz, nicht nur im Hinblick auf Prävention, sondern auch in der akuten Krisenintervention. Die Ausbildung zum BpE stärkt die Rolle der niedrigschwelligen psychologischen Hilfe und fördert eine gesunde Arbeitsumgebung, auch in Situationen, in denen Mitarbeitende mit Notfällen oder außergewöhnlichen Krisen konfrontiert werden. Ein weiterer Aspekt ist die Wichtigkeit der Fürsorge für Ersthelfer:innen: Wir bieten unseren BpE für ein ganzes Jahr eine kostenfreie Fallberatung über unser internes Helios EAP+ für die Reflexion und Unterstützung nach ihren Einsätzen, aber auch darüber hinaus bei eigenen privaten und beruflichen Herausforderungen.
Wie ist der Ablauf der Ausbildung?
Die Ausbildung dauert in der Regel drei Tage. Der erste Tag bietet eine Einführung in die Rolle der BpE sowie die rechtlichen und betrieblichen Rahmenbedingungen. Am zweiten Tag liegt der Fokus auf den möglichen Reaktionen von Betroffenen und dem Umgang mit Extremereignissen. Es geht um Themen wie Belastungsreaktionen, traumatische Erfahrungen und psychische Störungen. Der dritte Tag konzentriert sich auf Gesprächsführung und psychologische Notfallversorgung. Im Onlineformat ist die Ausbildung auf vier Tage verteilt, damit die Teilnehmenden die Inhalte in kleineren Einheiten bearbeiten können.
Wer sollte an dieser Ausbildung teilnehmen?
Grundsätzlich kann sich jede:r Mitarbeitende für die Ausbildung zum BpE qualifizieren lassen. Wichtig sind jedoch einige persönliche Eigenschaften:
Ebenso entscheidend ist ein gutes Verständnis für die Rolle und die Grenzen des BpE, da es sich hierbei um eine unterstützende Tätigkeit handelt, die keine professionelle psychologische Beratung ersetzen soll.
Welche Schwerpunkte hat die Ausbildung?
Die Ausbildung hat zwei zentrale Schwerpunkte: Zum einen vermitteln wir fundiertes Wissen über die psychologische Erstbetreuung und die Versorgung von Mitarbeitenden nach Krisen und Extremereignissen, orientiert an den Standards der DGUV 206-023. Zum anderen geht es um die Entwicklung von Gesprächskompetenzen für die Unterstützung von Mitarbeitenden, auch in alltäglichen psychosozialen Herausforderungen, um frühzeitig präventiv tätig zu werden. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist die Selbstfürsorge für die Ersthelfenden, da die Arbeit in Krisensituationen belastend sein kann.
Welche Vorteile hat ein Unternehmen, wenn es Mitarbeitende mit dieser Ausbildung hat?
Ein Unternehmen, das Mitarbeitende als BpE ausbildet, stellt sicher, dass es seiner Fürsorgepflicht nachkommt, die durch das BGB (§ 618 Abs. 1) gefordert wird. Zudem können Unternehmen durch die präventive Unterstützung und interne Expertise besser mit traumatischen Ereignissen und Krisenfällen umgehen. Das führt in der Regel zu einer Reduzierung von Krankentagen und langfristigen Ausfällen und trägt dazu bei, arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren zu minimieren. Ein weiteres Plus ist die kostenfreie psychosoziale Beratung, die die ausgebildeten BpE für 12 Monate nach ihrer Ausbildung in Anspruch nehmen können.
Wie hoch sind die Kosten für die Ausbildung?
Für Helios- und Fresenius-Mitarbeitende kostet die Ausbildung 700 € netto, für Mitarbeitende aus anderen Unternehmen 900 € netto. Wenn das Unternehmen eine Inhouse-Schulung für mehrere Mitarbeitende wünscht, liegen die Kosten bei 5.600 € für Helios-Kliniken und 7.200 € für externe Unternehmen.
Wie findet die Ausbildung statt?
Die Ausbildung kann digital und online stattfinden. Termine sind am 04.06.-06.06.2025 und am 10.09.-12.09.2024 in Präsenz in Leipzig. Am 11.03.-14.03.2025 und 04.11.-07.11.2025 gibt es online Termine.
Ebenso bieten wir Inhouse-Gruppenschulung flexibel nach Anfrage an.
Sie haben Interesse an der Ausbildung? Für weitere Informationen oder eine Anmeldung wenden Sie sich gern an maria.helbig@helios-gesundheit.de
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